Solo für Licht

Solo für Licht 2009 — Naked Island

19.März bis 8.April 2009 in Leipzig

 

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Sonntag 29.03.09 Uhrzeit 18.00 Uhr - Grassi

Naked Island

Eintritt 5,50 / 4,50 €

Originaltitel
HADAKA NO SHIMA
Japan 1960
Regie / Drehbuch
Kaneto Shindô
Darsteller
Nobuko Otowa, Taiji Tonoyama, Shinji Tanaka, Masanori Horimoto
Produktion
Kindai Eiga Kyokai
Premiere
27.7.1962 (BRD)
Farbe
Schwarzweiß
Sprache
Japanisch (englische Untertitel)
Laufzeit
94 min

Der Film schildert in drei Akten das harte Leben einer vierköpfigen Familie auf einer winzigen Insel der japanischen Inlandsee, die so unwirtlich ist, dass sie sogar das Süßwasser immer wieder Kübelweise auf ihr kleines Fleckchen Heimat bringen und damit Mensch und Tier ebenso versorgen müssen wie die Pflanzen- und Getreidekulturen. Selbst eine Tragödie vermag es kaum die Familie aus dem harten und monotonen Alltag zu reißen.Vier Jahre vor seinem brodelnden, erotischen Meisterwerk ONIBABA drehte Regisseur Kaneto Shindô dieses visuelle Gedicht im Glauben, den letzten Film seiner bankrotten Produktionsfirma herzustellen, der jedoch ein grandioser Erfolg wurde.
Mit gerade zwei gesprochenen Sätzen und ein wenig Gesang ist NAKED ISLAND beinahe ein „wirklicher“ Stummfilm, auf jeden Fall ein semi-dokumentarisches Drama mit einem ganz eigenen Rhythmus.
Der in Hiroshima aufgewachsene sozialistische Filmemacher deutet mit minimalem Mitteln Parallelen zum japanischen Atombomben-Trauma an: Die karge, leblose Insel als Metapher für das zurückgebombte Japan, die Familie, die abgeschieden von der Welt den Anschluss an die Moderne verpasst. Die Anspielungen sind nicht sehr deutlich, für das Verständnis oder die Analyse des Films jedoch nicht unwesentlich.Wichtig ist Shindô zudem, den Rhythmus der Insel einzufangen. Wortlos, wiederholend und überaus ruhig. Wenn die Frau einmal einen Kübel Wasser verschüttet und der Mann ihr mit voller Kraft eine Ohrfeige versetzt, ist dies der Höhepunkt an Dramatik in der ganzen ersten Stunde! Auf dieses Tempo muss man sich einlassen. (1)
Die geringsten Veränderungen in diesem Rhythmus gehen sogleich auf die Zuschauer über und wenn die Frau sich einmal verzweifelt im staubigen Boden wälzt und der Gatte nur hilflos zuschauen kann, wird klar, was die Botschaft von Shindô ist: Das Leben geht weiter, aufgeben ist unmöglich. Zugleich sehen wir jedoch auch die verzweifelte Ratlosigkeit und Unfähigkeit auf eine Situation zu reagieren, die passive Akzeptanz der „Härte des Schicksals“. Dieser Gedanke ist niederschmetternd und scheint doch gleichzeitig hoffnungsvoll. Der ewig gleiche Trott, aber mit einem Hauch von Hoffnung, dass man seinen Teil tut, den Zyklus des Lebens aufrecht zu halten. Solch spartanisches Denken kombiniert mit den sich wiederholenden, kargen Bildern erzeugt einen Film von eindringlicher, aber leiser, existenzialistischer Kraft, der es schafft, die Kluft in einem riesigen Widerspruch zu überbrücken.
Kaneto Shindô, der am 22 April 1912 in Hiroshima geboren wurde, hat im Jahr 2003, im Alter von 91 Jahren, seinen bisher letzten Film, FURUKO, gedreht und ist damit der neben Manoel de Oliveira älteste aktive Filmregisseur. Die Karriere Shindôs umfasst nicht weniger als die gesamte Geschichte des japanischen Tonfilms.


(1) Quelle: www.molodezhnaja.ch